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Maqam & Melodie 2009

 
Palästinensisch-deutsche Jugendchorbegegnung und Konzert in Kiel

Jenseits von Sprachbarrieren ermöglicht Musik eine besondere Form der Kommunikation und kann daher für interkulturellen Austausch im Kulturbereich eine besonders tragfähige Basis bieten. So auch bei einem Chortreffen in Schleswig-Holstein für insgesamt ca. 60 Mitglieder der Jugendchöre der Oper Kiel und der Musikschule der Barenboim-Said Stiftung in Ramallah.

Der musikalische Baustein des Projekts "Partnerschaften Kiel-Palästina" fand mit Unterstützung des Kieler Generalmusikdirektors Georg Fritzsch in Form eines einwöchigen Austauschs von insgesamt 50 deutschen und palästinensischen Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren statt. Alle sind Mitglieder des Chors an der Oper Kiel bzw. am Barenboim-Said Music Centre in Ramallah, einem Musikerziehungsprojekt der Barenboim-Said Stiftung. Der Titel des Abschlusskonzerts "Maqam & Melodie" umreißt dabei auch den Inhalt der Begegnung: Im Vordergrund stand eine interkulturelle Annäherung durch die Musik, ein Kennenlernen, Austauschen, Erproben und Verbinden, ein gemeinsamer Lernprozess, der im Kern der Musik gewidmet war, aber alle Teilnehmer weit darüber hinaus führte

Die Begegnung hatte zwei Phasen: Zunächst eine dreitägige Probenphase, während der beide Chöre in einem ländlich in der Nähe von Kiel gelegenen Gästehaus untergebracht waren; dort wurde das Repertoire für ein gemeinsames Konzert erarbeitet. Dafür lernten beide Gruppen Lieder der jeweils anderen Gruppe und hatten so die Gelegenheit, eine ganz fremde und reizvolle Sprache näher kennenzulernen und sie durch die Musik in ihrer andersartigen Klanglichkeit zu erleben, um auf diesem Weg den eigenen musikalischen sowie weltanschaulichen Horizont zu erweitern. In einem interkulturellen Abend präsentierten beide Gruppen Aspekte ihres Lebens und Alltags: Der traditionelle palästinensische Tanz Dabka begegnete da dem Wiener Walzer, deutsches Weihnachten mit Stollen und Christkind trafen auf eine traditionelle palästinensische Hochzeit, eine Hitparade der deutschen Jugendlichen erhellte deren Musikgeschmack und die Palästinenser klärten über den Ursprung des Palästinensertuches auf. Anschließend wohnten die palästinensischen Jugendlichen bei Familien der deutschen Chorkinder. Hier konnte die Begegnung um die direkte Erfahrung deutschen (Familien-) Alltags bereichert und die Freundschaften zwischen den Jugendlichen gefestigt werden. Neben einem ganztägigen Ausflug nach Hamburg, dessen Höhepunkt eine Dampferfahrt auf der Elbe war (für viele der palästinensischen Teilnehmerinnen die erste Schifffahrt überhaupt), stand auch eine Führung durch das Kieler Opernhaus auf dem Programm, für die Gäste ebenfalls eine Besonderheit, da es in den palästinensischen Gebieten keine Oper gibt.

Der Besuch der palästinensischen Jugendlichen endete mit einem fulminaten Abschlusskonzert in der Offenen Kirche Sankt Nikolai, das unter dem Titel "Maqam & Melodie" mehr als 600 Besucher an den Früchten dieser interkulturellen Begegnung teilhaben ließ. Die Chöre stellten neben Repertoirestücken auch die gemeinsam erarbeiteten Lieder auf Deutsch und Arabisch vor. Ergänzt wurde der Abend durch einen Vortrag des Fotografen Peter Dammann, der das Music Center in Ramallah seit langem begleitet.

Die Jugendbegegnung war eine von drei Kooperationsveranstaltungen, die unter dem Motto "Partnerschaften Kiel-Palästina" realisiert werden. Ziel war es, jenseits von medialen Zerrbildern und Vorurteilen eine persönliche interkulturelle Begegnung zu initiieren. Das Projekt wurde organisiert vom Projektbüro "radius of art" in der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Kiel. Unterstützt wurde es von der Anna Lindh Stiftung für den Dialog zwischen den Kulturen, dem Goethe Institut, der Landeshauptstadt Kiel, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Bingo! Umweltlotterie, der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, den Kieler Nachrichten, dem Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein und dem Hotel Berliner Hof.